Das Angebotsprofil
In der Wohngruppe leben Jungen im Alter von 14 bis 18 Jahren, die ohne ihre Eltern nach Deutschland gekommen sind und im Sprachgebrauch der Jugendhilfe dem Klientel der Unbegleiteten Minderjährigen Ausländer (UMA) zugeordnet werden. Das Betreuungsangebot ist geschlechtsspezifisch und verfügt über neun Plätze.
Die Wohngruppe befindet sich in einer ruhigen Seitenstraße in einem ehemaligen Pfarrhaus, das für die Nutzung als Wohngruppe umfangreich renoviert wurde. Die Wohngruppe hat 9 Einzelzimmer für Jungen. Für das Gruppenleben gibt es im Wohnhaus ein Wohnzimmer und eine große offene Küche mit integriertem Esszimmer. Die Wohngruppe hat zwei Bäder mit Duschen in der oberen Etage, die ausschließlich für die Jugendlichen zur Verfügung stehen. In der Küche wird montags bis freitags das Mittagessen von einer Hauswirtschaftskraft gekocht, am Wochenende kochen die Betreuer:innen gemeinsam mit den Jugendlichen. Rund um das Gebäude gibt es einen Garten mit einer größeren Grünfläche, in der direkten Umgebung befindet sich ein parkähnliches Naturschutzgebiet. Fußläufig sind verschiedene Einkaufsmöglichkeiten zu erreichen. Ein Bahnhof befindet sich in unmittelbarer Nähe. Der Dortmunder Hauptbahnhof ist in 10 Minuten zu erreichen.
Wir möchten die von uns betreuten Jungen mittel- und langfristig beheimaten und mit ihnen zusammen an ihrer Persönlichkeitsentwicklung, der wirtschaftlichen Selbstständigkeit und der gesellschaftlichen Eingebundenheit arbeiten. Die Jugendlichen sollen im Schutzraum der Wohngruppe, auf ein selbstverantwortliches, selbstbestimmtes und erfüllendes Leben vorbereitet werden. Dies beinhaltet auch eine gute Übergabe an Angebote der Verselbstständigung (z. B. mobile Betreuung, Nachbetreuung, Careleaver etc.).
Geflüchtete Jugendliche haben neben den Themen, die auch die hier sozialisierten Jugendlichen mitbringen, immer einen Bedarf an Erziehungshilfe, der aus dem Lebensumstand der Flucht entsteht. Dazu gehören die Aufarbeitung des Verlusts der Heimat, der engsten Angehörigen, das plötzliche Alleinsein und Fremdsein in neuen Kontexten. Wichtige Themen sind dabei auch die Aufarbeitung der Fluchtgründe, die Fluchtgeschichte und -erlebnisse, sowie geschlechterspezifische Zwangskontexte, die daraus entstanden sind. Der Widerspruch zwischen den Erwartungen und Aufträgen der Familie im Herkunftsland und eigenen Wünschen ist ein weiteres Feld, das immer wieder ein herausforderndes Thema ist.
Im Hinblick auf die Zukunft in Deutschland sind neben dem grundsätzlichen Lernen über Stadt, Sprache, Kultur, etc. auch das Erlernen eines völlig anderen Rollenverständnisses, anderem Freundschafts- und Bindungsverhaltens, die Unterschiede in der Alltagsgestaltung und kulturelle Unterschiede, Themen, die wir mit den Jugendlichen pädagogisch erarbeiten wollen.
Wir betrachten die betreuten Jugendlichen mit ganzheitlichem Blick und bieten Hilfe zur Selbsthilfe. Dabei orientieren wir uns an den individuellen Dispositionen, Erwartungen, Wünschen und Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen und bestärken sie darin eigene Fähigkeiten und Talente zu erkennen, zu erproben, zu festigen und in diese zu vertrauen. An aufkommenden oder bekannten Problemen arbeiten wir ganzheitlich und versuchen resiliente Faktoren herauszuarbeiten, die bei der Bearbeitung hilfreich sein können.
Die Ausrichtung unserer Arbeit ist zudem interkulturell geprägt. Unsere Jugendlichen können so lernen, mit unterschiedlichen Sichtweisen und Wertvorstellungen umzugehen und es als Bereicherung zu erfahren, mit Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und Kultur zusammen zu leben.
Wir erarbeiten Handlungsstrategien und geben den Jugendlichen die Möglichkeit im Prozess der Betreuung nachreifen zu können. Dazu halten wir auch Krisen aus und sind uns bewusst, dass Krisen kommen, gehen und wichtige Entwicklungsschritte sind. Gerade bei UMA ist es wichtig, den Jugendlichen dafür Zeit zu lassen.
Eine Rückführung in den elterlichen Haushalt ist bei den von uns betreuten UMA nur sehr selten möglich. Wird eine Familienzusammenführung während der Unterbringung in unserer Wohngruppe greifbar, begleiten wir den Prozess in enger Abstimmung mit allen am Hilfeprozess beteiligten Parteien bis zum Umzug den elterlichen Haushalt. Mit dem Übergang in die Obhut der Eltern endet das Hilfeangebot.